Abformtechnik für kleine Figuren
Teil1

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Form und Original
Aufgabenstellung: Nach einer Originalfigur (rechts) ist eine weitere Spielfigur zu erstellen.


Holzrahmen, Gipsform, Originalfigur und IKEA-Bleistift vermitteln die Größenverhältnisse.



Ein Hinweis vorweg. Die hier beschriebene Methode soll dem Zinnfigurenfreund die Möglichkeit eröffnen, Einzelstücke zu reproduzieren, deren Beschaffung schwierig wäre. Es verbietet sich von selbst, größere Stückzahlen zu fertigen, weil einerseits gegen das Urheberrecht verstoßen würde und andererseits die Feinheit der Gravur sehr stark abnimmt.

Zuerst sind zwei Holzrahmen in gleicher Größe zu fertigen, wie sie in Abb.1 zu sehen sind. Die Eckverbindungen sollten durch Schrauben erfolgen. Siehe auch Abb.2

Formenrahmen
Für die zwei Gipsformhälften benötigt man auch zwei gleich große Holzrahmen. Leistenquerschnitt:20mm mal 10mm, Außenmaße der Rahmen: ca. 20cm mal 10cm





Abb.1



Eckverbindung



Die Leisten müssen so verschraubt werden, dass keine höher steht als die andere.







Abb.2



Für den nächsten Arbeitsschritt sind folgende Teile bereitzuhalten: Kleine Glasscheibe, Gips mit Plastikbecher und Spachtel bzw. Löffel, ein Holzrahmen, Originalfigur, Trennwachs


Trennmittel
Zum Herstellen der Gipsformen benötigt man ein Trennmittel, das die Originalform als auch die 2. Formenhälfte vor dem Festkleben im Gipsbett verhindert. Farblose Schuhcreme wird mit einem feinen Borstenpinsel auf die entsprechenden Teile aufgetragen. Aus Sicherheitsgründen sollte man den Vorgang ein weiteres Mal wiederholen.
Bitte darauf achten, dass die feinen Konturen der Originalfigur nicht zugekleistert werden.
Abb.3


Mit einem Borstenpinsel wird Wachs ganz dünn auf die Innenflächen des Holzrahmens aufgetragen, gleichzeitig auch auf die Figur. Der Holzrahmen wird dann auf eine kleine Glasscheibe o.ä. gelegt und mit Gipsbrei ganz ausgefüllt. (Wer die Form wie in dem Beispiel nur halb so groß haben möchte, setzt eine Trennleiste ein.)

Form von der Seite
Bei der Verarbeitung von Gips bilden sich immer kleine Luftblasen. Die Abformung kann somit negativ beeinflußt werden.
Daher ist der Gipsbrei relativ dünnflüssig anzusetzen. Durch leichte Erschütterungen können dann die Luftblasen an die Oberfläche steigen.




Abb.4


In den noch weichen Gips drückt man die Figur bis zur Häflte ihrer Figurendicke und wartet so lange, bis der Brei ausgehärtet ist.

Form und Original
Wenn der Gips ausgehärtet ist, kann die Figur ohne Gewalt senkrecht nach oben herausgehoben werden.
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Abb.5


Einkerbung


Mit einem Taschenmesser wird in den Gipsblock der Eingußkanal in jede Formenhälfte eingeschnitten. Gleichzeitig bekommt der Gipsblock zwei kegelförmige Vertiefungen zur Fixierung der zweiten Hälfte.
Die Oberfläche des Gipsblockes muss im Randbereich der Form nicht eben sein. Wird jetzt die 2. Hälfte der Form gegossen, so gleicht sich der Gipsbrei beim Einfüllen automatisch an die bereits fertige Oberfläche mit all ihren Höhen und Tiefen an.



Abb. 6


Nun wird die zweite Hälfte der Figur abgeformt. Dazu legt man den ersten Gipsblock wieder in den Holzrahmen und die Originalfigur in die Form. Die gesamte Fläche einschließlich Kegelvertiefungen wird sorgsam eingewachst wie die Figur auch. Wer das nicht macht, hat hinterher die Möglichkeit per Hammer und Meißel an die Originalfigur zu gelangen.

Danach legt man den zweiten eingewachsten Rahmen genau auf den ersten, gießt ihn wieder mit Gipsbrei voll und wartet bis zur Aushärtung. Wer gut gewachst hat, kann ohne Schwierigkeiten den oberen Rahmen vom unteren trennen.

Beide Hälften ohne Luftkanäle
Die zweite Figurenhälfte ist abgeformt einschließlich der Justierungszapfen. Die Eingußkanal ist auch schon eingekerbt.



Abb. 7


Jetzt ist erst mal Pause angesagt. Die Gipsformhälften müssen mehrere Tage auf der Heizung austrocknen. Es ist nämlich noch viel zu viel Feuchtigkeit im Material. Zischend und dampfend würde das flüssige Zinn aus dem Ausgußkanal zurückschießen. Damit ist nicht zu spaßen.

Form mit Luftkanälen


Fließt Zinn in die Form, muß die dort befindliche Luft schnell genug entweichen können. Zu diesem Zweck werden feine Entlüftungskanäle von der Formmitte zu den Rändern eingeritzt.
Diese Kanäle dürfen nur sehr fein sein, sonst fließt flüssiges Zinn nach außen.





Abb. 8


Sicht auf Gießkanal


Bei zusammengeklappten Formenhälften bilden die linke und die rechte Form einen gemeinsamen Trichter. Dieser Trichter ist für den Guß sehr wichtig. Erstens wird durch ihn das flüssige Metall in die Form geleitet und zweitens baut sich ein Materialdruck auf, damit in alle Bereiche der Form das Flüssigzinn hineingedrückt wird.






Abb. 9



Vor dem Gießen
Zum Gießen benötigt man folgende Teile: Wärmequelle, hier Bunsenbrenner, eine Kelle zum Schmelzen des Zinns, Talkum, Gipsform und Sicherheitshandschuh.

Als Unterlage ist eine Holzplatte mit umlaufender Holzleiste als Randbegrenzung zu empfehlen. Somit kann verschüttetes Flüssigzinn nicht unkontrolliert entweichen.



Abb. 10


Bevor mit dem Zinngießen begonnen wird, sollte die Form ca. 40 min. im Backofen bei bis zu 100 Grad vorgewärmt werden. Gleichzeitig reduziert sich die Feuchtigkeit des Gipses erneut. Das ist dann besonders wichtig, wenn die Gipsform längere Zeit der normalen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt war.
Vor dem Guß werden beide Formenhälften mit Talkum eingepudert, damit sich das Zinn leichter in der Form verteilen kann.




Der Guß
Beim Gießen des Zinns muß der Eingußkanal immer mit Zinn gefüllt sein, damit der nötige Druck nach unten in die Form wirkt.




Abb. 11


Aufgeklappte Formenhälften
Nach dem Guß sollte die Form erst nach ein bis zwei Minuten geöffnet werden. Mit einer Flachzange (Achtung: Hitze) kann die Figur herausgehebelt werden.




Abb. 12


Rohguß
Der Rohguß zeigt deutlich, wie auch in die feinen Luftkanäle Zinn eingetreten ist. Mit einem Taschenmesser lassen sich diese Zinnreste leicht abschneiden. Gleichzeitig kann auch die übrige Figur vom Grat befreit werden, der sich immer um die ganze Figur herum bildet.
Je genauer beide Hälften dicht aufeinander liegen, desto weniger Putzarbeit ist notwendig.






Abb.13


Die fertige Figur
Der Grat ist abgeschnitten und die Figur verputzt.
Unter dem Fußbrettchen ist ein Zapfen zu erkennen, mit dem die Figur auf der Spielfläche in die entsprechende Position gesteckt werden kann.


Abb.14


Geänderte Form
Die klassische Zinnfigur hat natürlich keinen Zapfen. Deshalb wird dann die Musterfigur am unteren Ende des Holzrahmens in den Gipsbrei gedrückt. Der Eingußkanal ist somit an der Fahne nach oben hin einzuarbeiten.

Zum Gießen des Zinns wird die Form auf eine hitzebeständige Unterlage gestellt. Natürlich kann auch weiter, wie in Abb. 12 gezeigt, gegossen werden. Anschließend sägt man einfach den Eingußkegel ab.


Abb.15

HORST HÜBNER
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