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Kartonschachtel in Originalgröße | Hans Westphal, geb. am 10.08.1900 in Hannover, stammt
aus gut bürgerlichen Verhältnissen. Sein Vater war Prokurist einer Firma, die Uniformen herstellte. Hans Westphal sammelte Zinnfiguren seit Kindertagen. Er bekam 1913 seine ersten Riechefiguren geschenkt.
1913 wurde das 100-jährige Jubiläum der Befreiungskriege begangen, was natürlich auch zinnfigürlich ausgeschlachtet wurde, so auch von der Firma Rieche. Entsprechend waren die ersten Figuren, die Hans Westphal bekam, auch überwiegend Figuren aus den Freiheitskriegen.
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Von den vier Schachteln, die er erhielt, waren drei
Schachteln zum Thema Befreiungskriege, ausgesucht wurden nämlich: Preußische Infanterie Preußische Jäger und Braunschweigische Husaren. Eine Schachtel enthielt Matrosen. Dem Thema Befreiungskriege ist Hans Westphal sein Leben lang treu geblieben. Die Firma Rieche hatte damals vor dem 1. Weltkrieg ihr Ladengeschäft in der Heiligerstraße 6. Es befand sich in einem Eckhaus zu einer Gasse hin (Sprehinswinkel?). Das Haus existiert heute noch. Die Gegend dort war etwas anrüchig. Wenn man als älterer Schüler vor dem Schaufenster stand, konnte es schon mal passieren, dass man von einer zweifelhaften Dame angesprochen wurde, die zum Mitkommen einlud. Das Geschäft hatte nur ein Schaufenster. In der Mitte war irgend eine Schlacht mit Zinnfiguren aufgebaut, dahinter und seitlich Etagenregale mit anderen Figuren, oft Sonderfiguren. |
Im Geschäft links befand sich der Ladentisch und auch Vitrinen mit Figuren. Neben Packungen gab es auch eine Grabbelkiste, teils mit bemalten teils mit unbemalten Figuren. Überzählige Figuren wurden einzeln verkauft.
Daneben verkaufte Rieche auf Bestellung auch Packungen mit unbemalten Figuren. Außer Figuren der eigenen Produktion wurden auch Heinrichsen-Figuren veräußert (Schlachten-Packungen?).
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Übrigens konnte man Zinnfiguren damals nicht nur bei Rieche kaufen. Es gab sie zum Beispiel auch in einem Papiergeschäft am Weiden-damm. Man konnte dort jedoch nur Heinrichsen-Figuren kaufen, auch Einzelfiguren.
Rieche-Figuren gab es nur bei der Firma Rieche. In Hannover sprach man schlechthin von Bleisoldaten, wenn man in Spielzeuggeschäften Zinnsoldaten kaufen wollte.
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Später - 1924/1925? - zog die Firma,
wahrscheinlich schon unter der neuen Geschäftsleitung von Herrn Beißner,
in die Osterstraße 76 und 54. Das Ladengeschäft war etwas größer als in
der Heiligerstraße. Es hatte zwei Schaufenster. Die Werkstatt befand
sich gegenüber auf der anderen Straßenseite im Hinterhof.
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Figuren wurden durch
Heimarbeiter bemalt, wahrscheinlich mit Spirituslack.
Übrigens - zur Bemalung: Ein berühmter Zinnfigurenbemaler war
Leopold Rieche in Hannover-Buchholz, wahrscheinlich ein Verwander
der Gebrüder Rieche. Er bemalte besonders gekonnt in künstlerischer Manier. Auch nach dem 2. Weltkrieg hat er noch Figuren bemalt.
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Im Herbst 1943 war Hans Westphal auf
Fronturlaub in Hannover. Er hat auch bei Rieche in der Osterstraße
vorbeigeschaut. Dort traf er Dr. Lünsmann, der ebenfalls in Hannover
auf Urlaub war. Dr. Lünsmann hatte die Erlaubnis, in der Werkstatt der
Rieche-Offizin Figuren abzugießen. Offensichtlich war er mit den
Gebrüdern Rieche
gut bekannt.
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Er war während der Krieges Museumsdirektor in Posen geworden und plante eine große Zinnfigurenausstellung zum Thema Vorkriegsparade des V. Armee-korps der kaiserlichen Armee. Zu diesem Zweck goss er sich die Figuren ab, die er brauchte. Er hat so nebenbei auch Figuren für Hans Westphal mit abgegossen.
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Im Oktober 1943 ist dann die Offizin bei einem großen Luftangriff auf Hannover total zerstört worden. Glücklicherweise konnte durch die Stadtsparkasse Burgdorf im Jahre 2001 eine komplette Aufstellung von Rieche-Figuren erworben werden. |
Dargestellt wird die Einweihung der Waterloo-Säule mit den hannoverschen Truppenteilen. Anläßlich der Eröffnung der Zinnfiguren-Ausstellung am 4. Mai 2002 gab es eine Tischaufstellung mit diesen Figuren. Die Vertreter der Stadtsparkasse überreicheten das Schaubild der Stadt Burgdorf für ihre Zinnfigurensammlung. |